Die
Bedeutung mechanischer
Uhrwerke als Kulturerbe
Da
Uhrwerke keine statischen, sondern sich bewegende Objekte sind, nehmen
sie eine besondere Stellung innerhalb der Gegenstände ein, die
zum Kulturerbe zählen. Sie sind Zeugen des technologischen
Denkens des westlichen Menschen
- ein weiteres wichtiges Merkmal der westlichen Kultur.
Aus diesem Grund ist es außerordentlich wichtig, dass nicht nur
das Material (die Mechanik) erhalten
wird, sondern auch das Immaterielle, nämlich die Funktionsweise
der Uhr. Nur in der Bewegung und im Zusammenspiel der einzelnen Teile
kann die technische Konzeption mit den Augen und den Ohren wahrgenommen,
mit den Sinnen erfasst werden - ohne diese Bewegung ist das Uhrwerk
ein Fossil.
Der Arbeit zuständiger Einrichtungen wie des Amtes
für Denkmalpflege, Museen und auch Privatinitiativen,
wie z.B. in den Niederlanden die Stichting
tot behoud van het Torenuurwerk (Stiftung
zum Erhalt von Turmuhrwerken), ist die Rettung alter Werke
zu verdanken.
Sie sorgen für die Restaurierung und Wartung der Uhren, so dass
diese weiterhin an ihrem ursprünglichen Ort arbeiten können,
oder - wenn es nicht anders möglich ist - in konditionierten Ausstellungsräumen.
Aber es gibt noch immer viele Uhren auf zugigen Dachböden, die
nur noch von Fliegen, Vögeln oder Fledermäusen Besuch erhalten
...
Es sprechen noch mehr Gründe dafür, Uhrwerke - vorzugsweise
an ihrem ursprünglichen Platz - in Betrieb zu lassen. Erfahrungsgemäß
verschlechtert sich der Zustand von Uhren, die nicht mehr in Betrieb
sind, und Einzelteile gehen verloren. Von einer laufenden Uhr hingegen
kann nichts verloren gehen, da für ein einwandfreies Funktionieren
eben alle Einzelteile benötigt werden.
Ein weiterer Aspekt, der nicht berücksichtigt wird, ist, dass das
Uhrwerk ein wichtiger Bestandteil des historischen
Raumes ist, für den es hergestellt wurde. Wird das Werk
an einen anderen Ort verbracht, geht damit auch der ursprüngliche
Zusammenhang verloren und es entsteht ein leerer Raum.
Häufig ist die Herkunft eindrucksvoller Turmuhrwerke, die
sich heute in Museen oder bei Privatleuten befinden, nicht mehr bekannt.
Deshalb ist es wichtig, noch vorhandene Uhrwerke zu erhalten und - wenn
möglich - an ihrem ursprünglichen Ort laufen zu lassen. Das
bedeutet jedoch, dass auch die unmittelbare
Umgebung des Uhrwerks verbessert
werden muss, um Schäden zu verhindern. Dabei gilt, dass das Mittel
nicht schlimmer sein darf als das Übel: Die erhaltenden Maßnahmen
müssen derart sein, dass sichtbar bleibt, in welcher Situation
und unter welchen Umständen die Uhr so viele Jahre funktioniert
hat.